23.10.2013

Begegnung mit dem Roadrunner

Das ist der Roadrunner
Dafür fährt man ja nach Neumexiko – zum Treffen mit dem Roadrunner. Mein Geococcyx californianus (auf Deutsch Wegekuckuck, aber wozu braucht ein Roadrunner einen deutschen Namen?) ist mir allerdings nicht auf der Straße über den Weg gelaufen, sondern auf dem höchsten Punkt in der Gegend: auf dem Mesa Point des Boca Negra Canyon. Von dort hat man einen guten Blick über Albuquerque.
Petroglyphen im Boca Negra Canyon

Petroglyph National Monuments

Der Boca Negra Canyon ist Teil des Petroglyph National Monuments. In diesem kleinen Nationalpark westlich von Albuquerque haben die Vorfahren der heutigen Pueblo-Indianer (und ein Haufen Spanier sowie andere Hergelaufenen) vor ein paar Hundert Jahren Tausende von Zeichnungen auf dem Basalt hinterlassen. Petroglyphen (Steinzeichen) gelten als eine Art Vorläufer von Schrift. Die vielfältigen Symbole – konkrete wie der Roadrunner oder eine Schlange, abstrakte wie Spiralen und Kreise – bedeuten nicht nur das, was sie konkret darstellen, sondern tragen darüber hinaus eine Bedeutung, die wir heute nicht mehr nachvollziehen können. Die Western Mesa, eine Vulkanlandschaft, erhebt sich steil aus der Ebene des Rio Grande, in dem Albuqueque liegt. Im Ruhrgebiet würde man die Mesa für eine Abraumhalde halten.
Die Petroglyphen und die Pueblos sind  deutliche Hinweise darauf, dass die Vorfahren der Pueblo-Indianer vor etwa 1000 Jahren begannen, so etwas wie eine Vorstufe einer Hochkultur zu entwickeln. Sie hatten sozusagen das Monopol im Südwesten. Weit und breit gab es keine Konkurrenz. Südlich von Neumexiko war die Gegend praktisch menschenleer, und rundherum lebten nur nomadische Indianer, Jäger und Sammler wie die Komantschen und Apachen. Weil diese immer wieder einmal die Pueblos überfielen, kam den Pueblo-Indianer die Waffenhilfe der Spanier gar nicht mal so unrecht, obwohl sie dadurch ihre Unabhängigkeit verloren.

Kasha-Katuwe

Jetzt komme ich aber gewaltig vom Pfad ab. Nach den Petroglyphen gab es wieder Natur in Reinform: Kasha-Katuwe im Conchiti-Pueblo.
Kasha-Katuwe – weiße Klippen in der Sprache der Pueblo-Indidaner –  ist eine Felsformation aus Sedimenten und vulkanischen Ablagerungen, aus der Regenwasser und Wind in Millionen von Jahren ein bizarre Landschaft geformt hat. Charakterstisch sind sind schlanken kegelförmigen Felsen, die auf Englisch Tent Rocks heißen - Felsenzelte. Ein rund einstündige Spaziergang führt tief in den Canyon hinein, und am Ende stehe ich auf dem Hochplateau des Felsmassivs, mit einem phantastischen 360-Grad-Rundblick. Ich sehe die Jemez Mountains und den Rand der Valles Caldere im Norden, den Conchiti-Stausee im Westen (wo eine gigantische Mauer den Rio Grande aufstaut),  im Südwesten den 2117 Meter hohen Bodega Butte, die Santa Ana Mesa und rundherum ¨tribal land¨.

Der Canyon von Kasha-Katuwe
Wer immer nach Neumexiko kommt: besucht Kasha-Katuwe.  Es lohnt sich.

Indian Reservations

Die "indian reservations" bzw. Pueblos - kleiner Exkurs - bilden eigene Nationen innerhalb der USA. Sie sind, was ihre inneren Angelegenheiten angeht, autonom und unterliegen wohl innerhalb gewisser Grenzen eigener Gesetzbarkeit mit einer eigenen Regierung, die eher nach alten Stammestraditionen gebildet werden als nach westlichen Idealen. 
Ich habe den Eindruck, dass in letzter Zeit viel öffentliches Geld in die Pueblos geflossen ist. Es gibt nagelneue "health center" und "kindergardens", deren gepflegtes und durchdachtes Umfeld im starken Kontrast zu den privaten Arealen steht. Dort wird wohl am deutlichsten spürbar, dass Indianer und europäische Eroberernachkommen Welten trennen. Auf uns wirkt das alles ein wenig heruntergekommen und vernachlässigt.
Es ist schon klar, wie die Tent Rocks zu ihrem Namen kamen
- und das sind nur zwei von ganz vielen.

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