Auf den Spuren der ersten Amerikaner


Die Crème de la Crème der amerikanischen Archäologie trifft sich im Oktober 2013 in Santa Fe zum Kongress „Paleoamerican Odyssey“


Wann kam der Mensch nach Amerika? Diese Frage umreißt eines der spannendsten Forschungsgebiete, mit der sich die Archäologie derzeit beschäftigt. Die führenden Wissenschaftler auf diesem Gebiet kommen im Oktober 2013 in Santa Fe (Neumexiko) zum dreitägigen Kongress "Paleoamerican Odyssey" zusammen, um sich über den Forschungsstand auszutauschen.

Eine Clovis-Spitze
©: Virginia Dept. of Historic Resources
Der Bezug zur klassischen Irrfahrt des Odysseus bezieht sich dabei wahrscheinlich sowohl auf den Weg der ersten Amerikaner als auch auf die Forschungsgeschichte. Denn seit Mitte der 1950er-Jahre schien die Antwort auf die Frage, wann und wie Amerika als letzter Kontinent besiedelt wurde, gefunden: Am Ende der letzten Eiszeit, vor rund 13 500 Jahren, wanderten aus Asien Großwildjäger über Beringia, eine Landbrücke, die Sibirien mit Alaska verband, in das Gebiet der heutigen USA, ein. Der Norden des Kontinents lag zwar noch unter einer dicken Eisdecke, aber zwischen den mächtigen Gletschern hatte sich ein eisfreier Korridor gebildet, durch den die Menschen nach Süden vordrangen. Dort angekommen, breitete sich die so genannten Clovis-Kultur, benannt nach einer Kleinstadt in Neumexiko, innerhalb weniger hundert Jahre in ganz Nordamerika aus. Nur etwa tausend Jahre dauerte es, bis der Mensch schließlich Feuerland, die Spitze Südamerikas, erreichte.

Jahrzehnte lang schien die "Clovis first"-Theorie in Stein gemeißelt, sie wurde praktisch zum Dogma der amerikanischen Vorgeschichtsforschung. Ausgrabungsergebnisse, die etwas anderes zu beweisen schienen, wurden als ungenau oder gar unprofessionell diskreditiert. Das änderte sich erst allmählich, als Ende der 1980er Jahre Tom Dillehay in Monte Verde in Chile einen Wohnplatz ausgrub, der zweifelsfrei mindestens genauso alt war wie Clovis.

In den letzten Jahren hat die paläoamerikanische Forschung dank einiger Aufsehen erregender neuer Funde, aber auch mit Hilfe der Sprach- und der Genforschung einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht. "Clovis first" ist praktisch vom Tisch, es gibt aber noch keine wirklich überzeugende neue Theorie, die sie ablösen könnte. Einig sind sich die Forscher allerdings darin, dass die Menschen sehr viel früher nach Amerika kamen als bisher angenommen. Wahrscheinlich, so die gängigste Erklärung, folgten sie mit Booten von Asien aus der Pazifikküste, die damals wegen des um rund 100 Meter tiefer liegenden Meeresspiegels, viel weiter nach Westen reichte als heute.

Alles, was in der Paleoamerika-Forschung Rang und Namen hat, wird im Oktober nächsten Jahres nach Santa Fe kommen. Darunter sind der Monte-Verde-Ausgräber Tom Dillehay, James Adovasio, der im Meadowcroft Rock Shelter in Pennsylvania die bisher ältesten Funde in Nordamerika gemacht hat, und Michael Waters, der das Center for the Study of the First Americans der Texas A & M University leitet. Das Programm der Tagung vom 17. bis 19. Oktober umfasst rund 40 Vorträge und Präsentationen. In einer begleitenden Ausstellung werden spektakuläre Fundstücke aus allen bedeutenden Clovis- und Prä-Clovis-Stätten zu sehen sein. Der Kongress richtet sich ausdrücklich nicht nur an Wissenschaftler, sondern will jedermann die Gelegenheit geben, sich über dieses spannende Forschungsgebiet zu informieren.

Ausführliche Informationen: www.paleoamericanodyssey.com